Neue Berufslehre «E-Commerce»: Kommunikation, Konsens und Kooperation
Rund 30 Personen nahmen anfangs November an der konstruktiven, offenen Diskussion zur neuen Berufslehre «E-Commerce» teil. Dem digitalen Umfeld der neuen Berufslehre entsprechend wurde der Dialog im digitalen Format einer Livestream-Konferenz abgearbeitet. Das erklärte Ziel der Veranstaltung: Einen bildungspolitischen Konsens zu finden, um im Anschluss in professioneller Kooperation die erfolgreiche Verbundpartnerschaft der beruflichen Grundbildung zu leben und gemeinsam die neue Berufslehre «E-Commerce» zu entwickeln und schliesslich zu initiieren.
Die Zeit drängt!
Die Quintessenz der Diskussion lautet: Die Zeit drängt! Robert Heinzer, Chief Human Resources Officer bei Victorinox AG, erklärte, dass Victorinox die E-Commerce-Bestrebungen nicht mehr in der Schweiz stemmen könne, wenn die Berufslehre nicht wie geplant im Jahr 2023 starten würde. In diesem Fall müsse man zeitnah alternative Lösungen suchen, was konkret bedeute, dass man Arbeitsplätze ins Ausland verlagern müsste. Seine Aussage fasste das dringende Bedürfnis der an der Veranstaltung vertretenen Unternehmen nach einer möglichst raschen Einführung einer E-Commerce-Grundausbildung zusammen. Das angeschlagene Tempo für das Projekt soll demzufolge zwingend beibehalten werden.
Ausbildung auf allen Stufen
Die neue Berufslehre «E-Commerce» ist breit abgestützt und soweit möglich «generalistisch» angedacht. Dadurch soll die Berufslehre ihre Rolle als Berufsgrundlage im gemeinsamen Rahmen für alle Spezialisierungen und Vertiefungen in Form von Weiterbildungen und Lehrgängen der höheren Berufsbildung sowie jener der Tertiärstufe erfüllen. Selbstverständlich sind auch erste Spezialisierungsmöglichkeiten während der Berufslehre, z. B. im letzten Lehrjahr, ausgiebig – zum Wohle der Schweizer Wirtschaft – zu diskutieren.
Die an der Diskussion teilnehmenden Vertreter von Wirtschaft und Forschung fordern neben der Grundausbildung zusätzliche Ausbildungsangebote auf der Ebene der höheren Berufsbildung sowie auf Hochschulniveau. Deren Zweck soll es sein, dort Spezialisten zielführend auszubilden, wo sie gefordert werden. In diesem abgestimmten Aufbau und Zusammenspiel der Ausbildungsmodule auf allen Stufen besteht das Erfolgsrezept des schweizerischen dualen Bildungssystems. Damit das attraktive und wettbewerbsfähige Berufsbildungssystem mit Perspektiven auch künftig sichergestellt ist, müssen also Ausbildungsangebote im Bereich E-Commerce auf allen Stufen definitiv her.
Bildungspolitische Abstimmung erwünscht
Im Dialog wurde ferner deutlich, dass ein bildungspolitisches Bedürfnis nach der Abgrenzung der neuen Berufslehre «E-Commerce» zu den verschiedenen bereits existierenden Ausbildungsberufen, insbesondere des Detailhandels, der Mediamatik, der Logistik sowie zur kaufmännischen Grundbildung, besteht und eine entsprechende Abstimmung zwischen den Trägerschaften dieser Berufe erwünscht und erforderlich ist. Diese Abstimmung ist für die verbundpartnerschaftliche Berufsentwicklung unerlässlich, zumal sich die Berufsfelder teilweise tangieren oder überschneiden und sich folglich auch Parallelen in Bezug auf die Ausbildungsinhalte sowie zwangsläufig Schnittstellen zwischen den Tätigkeitsfeldern und den Ausbildungsberufen ergeben. Dies ist jedoch bereits heute bei den bestehenden Berufen der Fall.
Runder Tisch der Berufsbildung
An der Livestream-Konferenz wurde einvernehmlich vereinbart, dass sich das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), die Trägerschaften von vier Ausbildungsberufen, die Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK) sowie Swissavant noch dieses Jahr an einem runden Tisch der kooperativen Abstimmung bzw. Abgrenzung der verschiedenen Ausbildungsberufe widmen. Diese Abstimmung soll in allererster Linie für alle Verbundpartner den bevorstehenden Handlungsaktionen «Transparenz», «Nachvollziehbarkeit» und «Offenheit» genügen, um dann gemeinsam zielgerichtet die neue Berufslehre «E-Commerce» zum Wohle der Schweizer Wirtschaft zu initiieren.
Im Eilschritt voran
Der runde Tisch mit dem SBFI und den verantwortlichen Vereinigungen für die Berufsbildung ist aktiv in Planung. Parallel werden die Analysen und Vorbereitungen für den Antrag auf das Vor-Ticket beim SBFI fortgeführt und die Projektplanung und -organisation mit den Verbundpartnern und interessierten Wirtschaftsvertretern aufgesetzt.
Swissavant führt permanent den Dialog mit interessierten Unternehmen und Organisationen und gewährleistet deren allfällige Integration in die professionelle Projektorganisation. Marathonqualitäten sind jetzt für eine wettbewerbsfähige Berufsbildung gefragt. Wir bleiben proaktiv dran – für eine zukunftsorientierte Berufsbildung!
Der gesamte Artikel «Neue Berufslehre «E-Commerce»: Kommunikation, Konsens und Kooperation» der perspective-Ausgabe 22-23/20 vom 15.12.2020 steht zum Download bereit.